Wir haben ein Auto gekauft. Welche Karre wir genommen habe und warum könnt ihr im Folgenden lesen. Außerdem gibts ein paar Anekdoten zu den zwielichtigen Autohändlern, die wir hier getroffen haben, und Tipps, auf was man beim Autofahren Down Under achten sollte.
Unser Auto: Hyundai Tucson 2007
Eigentlich hatten wir vor, einen zuverlässigen Kleinwagen zu kaufen. Das hat nicht ganz so gut geklappt. Statt einem zuverlässigen Toyota Corolla oder Mazda 3 haben wir einen Hyundai Tucson gekauft. Unser Modell ist Baujahr 2007, hat Frontantrieb, Automatikgetriebe und 104 KW. Aber warum genau haben wir uns für diesen sprithungrigen Klotz entschieden, statt ein kleineres ökonomischeres Auto zu kaufen? Drei Gründe:
1. Platz
Wir haben in unserem Tucson eine Ladefläche von 1,8 x 1,2 x 0,9 m. Passt also ganz schön was rein in die Karre. Letzte Woche haben wir mal wieder ziemlich davon profitiert: Auf Gumtree (dem australischen Ebay-Kleinanzeigen) gab es ein super Angebot für eine Doppelmatratze. Zu den Verkäufern gefahren, die Matratze einmal zusammengefaltet, und ohne Probleme eingeladen. Cool! Aber auch fürs Abholen vom Flughafen und für längere Ausflüge ist das große Auto natürlich ziemlich gut!
2. Campen
Wir wollen uns in den nächsten Monaten ein Dachzelt kaufen. Um das montieren zu können, braucht man ein Auto mit Dachträgern und einer relativ hohen Dachtraglast. Beides hat der Tucson. Ich freu mich schon total drauf, unser Auto mit Essen, Trinken und ein paar Klamotten vollzupacken, raus in die Natur zu fahren, und dann an einem schönen Ort das Zelt auf dem Dach auszustellen. Angeblich klappt das in unter 5 Minuten und beim Schlafen ist man dann direkt vor den ganzen Krabbeltierchen geschützt.
3. Zustand & Preis
Bei unserer Suche sind wir auf ganz schön viele Schrottkarren gestoßen und konnten auf den Suchportalen die meisten Angebote direkt aussortieren. Autos sind hier ein ganzes Stück teuerer und besonders die sparsamen japanischen und koreanischen Modelle werden für horrende Preise angeboten. Das erste Auto das wir dann angeschaut haben, war ein Hyundai i30. Der Händler war standesgemäß Sonnenstudio-gebräunt und mit Goldkettchen und Siegelring ausgestattet. Das Auto hatte zwar nur 70.000 km auf dem Tacho, war aber gut verbeult und die Spalten zwischen der Karosserieteilen waren super verzogen. Mindestens einmal ist da jemand ordentlich in die Karre reingerauscht. Antwort auf unsere Nachfrage: “It’s never been in an accident, mate! Trust me!!” Ist klar, Mate… Ein anderes Highlight war ein kleiner Kia, den wir uns angeschaut hatten. Erstmal war das Auto super dreckig, hatte Laub im Kofferraum und stank. Hm. Kommentar: “It ain’t so clean, but it’s cheap, mate!” Testfahrt war dann auch ok. Aber dann das Servicebuch: Der letzte Service wurde vor 8 Jahren gemacht. Danach wurde das Auto angeblich nur noch 20.000 km gefahren. Wenn da nicht mal an den Kilometern gedreht wurde.
Die Anzeige für unser Auto haben wir unterwegs auf dem Handy gefunden. Das Auto war erst vor 2 Stunden eingestellt worden und wir sind spontan beim Händler vorbeigefahren. Der Typ war erstaunlich normal und die Testfahrt war gut. Weil das Auto auch äußerlich gut aussah, haben wir den australischen ADAC auf das Auto angesetzt. Die machen Inspektionen von Gebrauchtwagen und schicken einem dann einen ausführlichen Testbericht. Der Bericht war ziemlich gut. Also haben wir mit dem Händler ausgemacht, dass er noch den Keilriemen tauscht, und dann das Auto für etwas mehr als 4300€ gekauft. Wir sind bis jetzt ca. 2500 km mit unserem Tucson unterwegs gewesen und super zufrieden. Hoffentlich bleibt er uns treu und macht die nächsten drei Jahre keine Mucken!
Zum Abschluss noch ein paar Facts zum Autokaufen und Autofahren in Australien: Es gibt hier keinen Tüv, keine Fahrzeugpapiere und keine normalen Versicherungen. Um ein Auto fahren zu dürfen, überweist man dem Staat einfach einmal im Jahr ca. 400€. Dafür darf man dann legal mit dem Auto fahren und ist gegen Personenschäden versichert, die man mit dem Auto verursacht. Eine Haftpflichtversicherung, die in Deutschland ja Pflicht ist, muss man hier allerdings extra auf freiwilliger Basis abschließen. Das die Autos hier nie technisch überprüft werden, merkt man beim Fahren übrigens sehr schnell. Auf jeder längeren Strecke, die wir gemacht haben, sind wir an 5-10 liegen gebliebenen Autos vorbeigekommen. Manchmal mit Leuten darin, die auf den Abschlepper gewartet haben, manchmal aber auch leer, ohne Nummernschilder und offensichtlich zurückgelassen, weil das Entsorgen zu teuer gewesen wäre.
Das Fahren hier ist einfacher als man eigentlich denkt. An den Linksverkehr gewöhnt man sich relativ schnell. Schwierig ist es am Anfang nur die Spur zu halten, weil man immer etwas an den Fahrbahnrand driftet. Angehupt wird man aber eigentlich nie. Außer in Gefahrensituationen ist Hupen nämlich verboten und wird mit mehreren 100$ Busgeldern geahndet. Verkehrsdelikte wie z.B. zu schnell Fahren oder falsch Parken kosten hier aber immer direkt ein kleines Vermögen. Und wer an Feiertagen erwischt wird, zahlt den doppelten Preis und kassiert doppelte Punkte.
Wir freuen uns schon darauf, euch das richtige Blinken im Kreisverkehr und das professionelle Überfahren von Speedbumps beizubringen 🙂
Bis bald,
Paul